In ihrem Einführungsvideo zeigt Sabina Schärer, wie das Hang Gudu mit dem Gugel auf den linken Oberschenkel gesetzt wird. Das ist die normale Haltung für Rechtshänder. Der Linkshänder platziert es spiegelverkehrt auf dem rechten Bein.
Als angehender Hang Gudu Spieler und Linkshänder hatte ich nun ein Problem, denn auf der rechten Seite ist bei mir der harte Schaft meiner Oberschenkelprothese. Er bietet dem Hang Gudu keinen sicheren Halt und außerdem klappert es, wenn hartes Blech auf harten glasfaserverstärkten Kunststoff trifft.
Also – dachte ich mir – muss ich das Instrument doch wie ein Rechtshänder auf dem linken Bein halten und spielen. Jedoch stellten sich bald Probleme ein. Ich musste mich beim Spielen außerordentlich stark konzentrieren und fiel doch ständig aus dem Groove. So fand ich keinen Freiraum für kreatives Improvisieren.
Der Grund für diese Probleme wurde mir nach einer Weile klar: Beim Hang Gudu spielt die Händigkeit eine Rolle und sollte beachtet werden.
Zwar teilen sich beide Hände die Aufgaben, Klänge anzuregen und die Tonhöhe zu beeinflussen. Ihre Aufgaben sind also nicht so strikt getrennt, wie etwa bei der Geige, wo die rechte Hand nur für die Bogenführung und die linke Hand am Griffbrett nur für die Tonhöhe zuständig ist. Dennoch gibt es Unterschiede: Die eine ist mehr für die Anregung der Bassimpulse des Luftklangs zuständig, die andere mehr für die Veränderung der Tonhöhe. Die eine führt und setzt die Schwerpunkte des Rhythmus’, die andere folgt und füllt die Zwischenräume zwischen den Schwerpunkten.
Daher nenne ich die eine Hand Führungshand und die andere Folgehand (ich bin nicht völlig zufrieden mit diesen Ausdrücken, doch ist mir bisher noch nichts Besseres eingefallen). Die Führungshand des Rechtshänders ist seine rechte Hand. Beim Linkshänder ist es die linke.
Wie sollte ich nun aber beides unter einen Hut bringen: Das Instrument wie ein Rechthänder halten, aber die Hände wie ein Linkshänder nutzen? Wer das Video in meinem letzten Beitrag gesehen hat, dem ist es vielleicht schon aufgefallen. Meine Lösung bestand darin, die Postionen der Hände auf dem Instrument zu vertauschen.
Mein linker Arm umarmt das Hang Gudu, so dass die Führungshand ihren Spielbereich von links unten erreicht. Die Folgehand, bei mir die rechte, kommt horizontal von der Seite und nicht diagonal von oben wie bei der üblichen Spielweise.
Der Effekt dieser Umstellung meiner Spielweise war frapierend und stellte sich auf Anhieb ein. Auf einmal meisterte meine linke Führungshand die Schwerpunkte des Rhythmus’ mit Leichtigkeit und ich konnte mich intuitiv dem Groove überlassen. Es war nicht ein Mangel an Übung, der die Probleme verursacht hatte, sondern allein der Umstand, dass ich versucht hatte, das Instrument gegen meine Händigkeit zu spielen.
Allerdings haben die vertauschten Handpositionen in bestimmten Spielsituationen auch Nachteile. Daher empfehle ich allen Linkshändern ohne körperliche Einschränkungen, ihre Händigkeit dadurch zu berücksichtigen dass sie das Instrument auf dem rechten Bein halten und spiegelverkehrt zur Rechtshänderposition spielen.
Wichtig zum Verständnis der Videos in diesem Blog: Wenn ihr mit eurem Hang Gudu etwas nachvollziehen wollt, was ich dort demonstriere, so achtet darauf, dass die Positionen meiner Hände vertauscht sind.
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